Günther Ramin

Günther Ramin, 1898 in Karlsruhe geboren und1956 in Leipzig gestorben, gilt als einer der wichtigsten Leiter des Leipziger Thomanerchors. Er besuchte selbst das angegliederte Internat und sang in dem berühmten Knabenchor. Im Anschluss studierte er Orgel, Klavier und Komposition. 1918 wurde Ramin Organist der Thomaskirche und folgte in diesem Amt seinen Orgellehrer Karl Straube, der in diesem Jahr zum Thomaskantor ernannt wurde. Ab 1920 wurde Ramin auch Organist des Leipziger Gewandhauses und erhielt eine Dozentur für Orgelspiel am Konservatorium der Stadt. Weitere Engagements führten ihn unter anderem nach Hamburg, wo er auf der Schnitger-Orgel der Jacobi-Kirche spielte – Diese Erfahrung beeinflusste sein Instrumentalspiel nachhaltig. 1940 trat Ramin die Nachfolge Straubes als Kantor der Thomaner an und verhalf dem Chor nach dem Zweiten Weltkrieg zu neuer Blüte und hohem Ansehen in der ganzen Welt.
Neben seinen Tätigkeiten als Organist, Lehrer und Thomaskantor war Günther Ramin als Orchesterdirigent, Cembalist und Klavierbegleiter, in geringerem Umfang auch als Komponist, tätig. Er leitete zeitweise den Chor des Gewandhauses und den Philharmonischen Chor Berlin. In den Fünfzigerjahren hatte er dreimal die Gesamtleitung des Bachfestes der Stadt Leipzig inne. Für seine vielfältige künstlerische Tätigkeit erhielt er in der DDR zahlreiche Auszeichnungen und wurde 1952 Mitglied der Deutschen Akademie der Künste.

Die in der SLUB Mediathek bereitgestellten historischen Aufnahmen zeigen einen breiten Querschnitt über das musikalische Schaffen Günther Ramins. Auf den Aufnahmen, die zwischen 1928 und 1950 entstanden, ist Ramin als Solist am Cembalo, Liedbegleiter am Klavier, Chor- und Orchesterdirigent zu erleben. Besonders sticht wohl die Aufnahme von Bachs Matthäus-Passion mit dem Thomanerchor und dem Gewandhausorchester von 1942 hervor, die in Auszügen auf 16 Schellackplatten vorhanden ist. Sie zählt sowohl zu den bedeutendsten historischen Aufnahmen des Werkes selbst als auch zu den bekanntesten Ramins und den Thomanern. Aus technischer Sicht stellt diese Zusammenstellung eines monumentalen Chorwerkes in einer Serie mehrerer Schellacks einen Vorläufer der Langspielplatte dar.

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Jürgen Grzondziel

© SLUB/Mediathek 2012

Literatur:

  • Elste, Martin (2005): "Ramin, Günther (Werner Hans)", in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik begründet von Friedrich Blume. Zweite neubearbeitete Auflage herausgegeben von Ludwig Finscher (MGG 2), Kassel, u.a.: Bärenreiter, Personenteil Band 13, S. 1248f.
  • "Ramin, Günther", in: Grove Music Online, Oxford: Oxford University Press (eingeschränkter Zugang, ggf. kostenpflichtig).