Karl Scheidemantel

Der Bariton Karl Scheidemantel war von 1886-1911 an der Königlichen Hofoper in Dresden engagiert. Geboren wurde er am 29. Januar 1859 in Weimar als Sohn eines Hoftischlermeisters. Der ständige Kontakt mit Künstlern des Weimarer Theaters in der Werkstatt seines Vaters und die unmittelbare Nachbarschaft zum Opernregisseur der Weimarer Hofbühne, Eduard Genast, haben sicher seine große Liebe zur Musik geprägt. Mit 14 Jahren trat Karl Scheidemantel ins Seminar ein, um Volksschullehrer zu werden. Er erlernte zahlreiche Instrumente und sang im Kirchenchor, wo man auf die große, volle Stimme des inzwischen Siebzehnjährigen aufmerksam wurde.

Bereits mit 19 Jahren debütierte er mit großem Erfolg in der Rolle des "Wolfram" in Wagners "Tannhäuser" und hatte schon nach einem Jahr 12 große Partien in seinem Repertoire. Er studierte bei Bodo Borchers in Weimar, der von Scheidemantels Stimme begeistert war und ihn kostenlos unterrichten wollte, und 1882/83 bei Julius Stockhausen in Frankfurt am Main. Daneben beschäftigte er sich mit Mimik und Gestik, Tanzen, Fechten und nahm Sprachunterricht. Karl Scheidemantel feierte in Weimar nicht nur große Erfolge auf der Opernbühne, sondern auch als Liedsänger, väterlich gefördert durch Franz Liszt.

Ende 1884 wurde er zum "Großherzoglich-sächsischen Kammersänger" ernannt. Bis 1886 blieb der Sänger in Weimar, gastierte aber bereits an deutschen Opernhäusern und 1881-1885 in London, bis er im Sommer 1886 an die Königliche Hofoper in Dresden berufen wurde. Gastspiele in seiner Dresdner Zeit führten ihn nach Berlin, München, Frankfurt/M. und nach Prag, Wien und Zürich, um nur einige zu nennen. Scheidemantels Bühnen- und Konzertrepertoire schien nahezu unerschöpflich: er trat in über 170 Partien auf. 1911 verabschiedete er sich in der Rolle des Hans Sachs von der Bühne und zog sich wieder in seine Geburtsstadt zurück. Bis 1920 war er hier als Gesangspädagoge tätig. 1920-1922 kehrte Karl Scheidemantel noch einmal an die Hofoper in Dresden als ihr Direktor zurück und wirkte hier auch als Opernregisseur, wobei er textliche Neubearbeitungen herausgab, Abhandlungen schrieb und die Mozart-Oper „Don Giovanni“ preisgekrönt übersetzte. Karl Scheidemantel starb am 26. Juni 1923 in Weimar. Er wurde auf dem Johannisfriedhof in Dresden-Tolkewitz bestattet. Seine außergewöhnliche Stimme und seine große Darstellungskunst machten ihn zu einem der beliebtesten Sänger an der Hofoper in Dresden.

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Quellen und Literatur
  • Hochmuth, Michael: Chronik der Dresdner Oper, Bd. 2: Die Solisten, Dresden 2004.
  • Kutsch, K.J. Und Leo Riemens: Großes Sängerlexikon, Bern und Stuttgart 1987/1991.
  • Trede, Paul: Karl Scheidemantel, Dresden 1911.
  • Discographie der deutschen Gesangsaufnahmen, Vol. 1, Bonn 1995, S. 253.
  • Wikipedia